MdL Helga Lerch im Gespräch mit Hildegard Küper (BBS 2 Mainz)
Die Berufsschulzeit ist für junge Menschen eine schwierige Zeit. Eigentlich leben sie in zwei Welten. Auf der einen Seite machen sie die ersten Schritte im Berufsleben – wenn auch „nur“ als Auszubildende. Aber sie haben eine feste vertragliche Bindung an einen möglichen späteren Arbeitgeber. Und sie verdienen auf dieser Basis „Kohle“. Endlich auf eigenen Füßen stehen? Dann ist da aber noch eine zweite Welt – die Welt der Schule. Eigentlich hatte man ja gedacht, dieser Welt gerade entronnen zu sein. Nun hat sie einen wieder – in Form der Berufsschule.
Und in beiden Welten – Ausbildungsbetrieb und Berufsschule - muss man sich in neuen Hierarchien zurechtfinden. Keine leichte Zeit! Und wenn dann auch noch der Freund oder die Freundin Stress macht. Oder das Elternhaus.
Wie aber wirkt sich diese Situation auf das Innenleben einer Berufsschule aus? Das wollte ich durch Hospitationen in der BBS 1 Mainz und der BBS 2 Mainz in Erfahrung bringen. Beiden Schulen sei an dieser Stelle für meine freundliche Aufnahme gedankt.
In beiden Einrichtungen begegnete ich pädagogischem Personal mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Zum Beispiel im Berufsvorbereitungsjahr (BVJ), in dem noch ein Hauptschulabschluss erworben oder verbessert werden kann. Oder aber in einer Klasse, in der neben 7 „Regelschülern“ noch 4 „Inklusionsschüler“ dem Unterricht folgen – auch wenn dies in einem Fall wegen der Schwerhörigkeit des Betroffenen nur per Funksignalen möglich ist.
Ich bin froh, in einer Gesellschaft zu leben, die auch solche Menschen nicht einfach fallen lässt – sondern auch ihnen eine Chance gibt.