Spanisch

Als ich heute das „Gemeinsame Amtsblatt des Ministeriums für Bildung und des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur“ in Händen hielt, hatte ich es endlich schwarz auf weiß. Dort war die „Erste Landesverordnung zur Änderung der Landesverordnung über die gymnasiale Oberstufe (Mainzer Studienstufe)“ abgedruckt. In Artikel 1 enthält sie den Kernsatz „In § 9 Abs. 2 Satz 1 wird nach dem Wort „Französisch“ das Wort „Spanisch“ eingefügt.“.

Warum so viel Aufhebens um eine solche auf den ersten Blick unscheinbare Kleinigkeit? Weil sie für diejenigen, die davon profitieren eine ganze Menge bedeutet.

Zu meiner eigenen Schulzeit wurde an rheinland-pfälzischen Gymnasien meist Englisch als 1. Fremdsprache unterrichtet. Danach konnte man zwischen Französisch oder Latein als 2. Fremdsprache wählen. In meiner Zeit als Schulleiterin des Nackenheimer G8 - Gymnasiums wollten vermehrt Eltern ihre Kinder, die einen Realschul-Abschluss erreicht hatten, für die Oberstufe an unserem Gymnasium anmelden. Dabei gab es Fälle, in denen die Schülerinnen und Schüler "bei Eintritt in die gymnasiale Oberstufe nicht unmittelbar vorher mindestens vier Jahre durchgehend am Unterricht in einer zweiten Fremdsprache teilgenommen" hatten - so die Formulierung in der eingangs erwähnten Landesverordnung von 2010. In solchen Fällen mussten die betreffenden Schülerinnen und Schüler verbindlich eine zweite Fremdsprache als Grundfach belegen. Zur Auswahl standen Französisch oder Latein und in Ausnahmefällen Russisch.

 

Wieso eigentlich nicht Spanisch? Schließlich ist Spanisch in der Rangliste der Weltsprachen auf Platz 4. Es wird von 330 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen - Französisch nur von 79 Millionen. Das ließ die Politikerin in mir nicht ruhen. Es bedurfte einer Öffnung dieser Bestimmung - zumal das Interesse an Spanisch vorhanden war! Über die "Ochsentour" der Antragstellung auf FDP-Parteitagen gelang es mir, die Forderung nach Spanisch als Fremdsprachen-Option in dieser Landesverordnung schließlich im bildungspolitischen Teil unseres Programms zur Landtagswahl 2016 zu verankern. Mein Landtagsmandat und die Regierungsbildung der FDP erlaubten letztlich die konkrete Umsetzung dieser Forderung - auch wenn ich dafür hart kämpfen musste.

Das Ganze ist aber ein Beispiel dafür, wie ich meine politische Arbeit sehe:

1. ein Problem erkennen,

2. nach Lösungsmöglichkeiten für das Problem suchen,

3. nach politischen Mehrheiten für die Umsetzung dieser Lösung suchen.

 

Dieser Weg mag beschwerlich sein – aber in einer Demokratie ist es der einzig gangbare.

 

Zur Feier des Tages wollte ich ursprünglich an unserem Haus in der Rotweinstraße in Ingelheim eine spanische Flagge wehen lassen.

Bild: pixabay
Bild: pixabay

Ich beließ es dann aber doch bei eher stiller Freude – und gönnte mir mit meinem Mann ein Glas Rioja.