Wo lebt eigentlich Ingelheim – in Ober-Ingelheim, in Nieder-Ingelheim, in Frei-Weinheim, in Großwinternheim oder in Sporkenheim? Für die meisten Städte würde man die Frage mit „im Zentrum“ beantworten. Ein solches Zentrum musste sich die Rotweinstadt aber erst schaffen. Und mit dem heutigen Tag kann man mit Fug und Recht sagen „Es ist geschafft“!
Heute wurde die „Kultur- und Veranstaltungshalle Ingelheim“ (kurz: „kING“) feierlich ihrer Bestimmung übergeben. Als Ingelheimerin war ich natürlich gespannt auf das Bauwerk, dessen Entstehung die lokale Öffentlichkeit im Vorfeld intensiv – und mit gemischten Gefühlen - verfolgt hatte. Als Stadtführerin hatte ich das gesamte Baugeschehen rund um das angestrebte Zentrum der Stadt im Bild festgehalten. So kann ich unseren Besuchern diesen Prozess, in dem Altes verschwand und Neues entstand, anschaulich vor Augen führen.
Jetzt aber waren mein Mann und ich Besucher und hatten gleich einmal die großzügig gestaltete Tiefgarage genutzt – denn Petrus begrüßte die rund 800 Gäste mit einem Landregen. An der Garderobe wurden daher bevorzugt Schirme deponiert. Hilfreiche Geister geleiteten die Gäste dann zu den Eingängen, servierten Getränke und Fingerfood – und wünschten einen angenehmen Abend.
Nachdem wir unsere Plätze in der Halle eingenommen hatten, fiel unser Blick erst einmal auf einen schwarzen Vorhang mit dem Logo, an das wir uns nun gewöhnen dürfen.
Und dann? Nein, der Vorhang hob sich nicht – er fiel und gab den Blick frei auf die Bühne mit dem Philharmonischen Staatsorchester Mainz. Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Hermann Bäumer intonierte es Beethovens Ouvertüre „Die Weihe des Hauses“. Und wahrlich – ein überzeugenderer Beweis für die Qualität der Akustik des Hauses war kaum denkbar. Lasst den Hamburgern ihre Elbphilharmonie – wir haben das, den, die (?) kING! Die Frage nach dem richtigen Artikel zog sich wie ein roter Faden durch die Moderation von Christian Döring (SWR), der „rhoihessisch“ locker durch den Abend führte.
Emotionaler Höhepunkt war die Schlüsselübergabe, für die man eine höchst ungewöhnliche Form gewählt hatte. Eine Seilakrobatin versetzte mit dem „Tanz der sieben Schleier“ aus „Salome“ (Richard Strauss) das Publikum in atemloses Staunen und holte den Schlüssel von der Decke in 10 Metern Höhe, wo ihr „Schleier“ befestigt war.
Nach so vielen tollen Eindrücken war einem noch nicht nach Nachhausegehen zumute. Also noch ein gemütlicher Abschluss im „Karl“, dem neuen Bistro-Café-Restaurant gegenüber. Aber das stelle ich Ihnen in einem gesonderten Beitrag vor.
Was bleibt von diesem Abend? Für uns das Gefühl, dass Ingelheim endlich ein Zentrum mit einem richtigen städtischem Flair hat. Wir werden es zu genießen wissen …