Vor 500 Jahren soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben. Damit nahm eine Entwicklung ihren Lauf, die er wohl selbst so nicht erwartet hatte.
Heute wurde dieser Jahrestag feierlich begangen – so auch in Rheinland-Pfalz. Eigentlich ist ja Mitteldeutschland klassisches „Luther-Land“. Aber dennoch ist Leben und Wirken Luthers aufs Engste mit unserer Region verbunden. Auf einem Reichstag zu Worms sollte er sich 1521 für seine Schriften rechtfertigen – und diese widerrufen, was er bekanntermaßen nicht tat. Für sein Erscheinen auf dem Reichstag war ihm freies Geleit zugesichert worden – garantiert durch die Person des Reichsherolds Kaspar Sturm aus Oppenheim (noch ein regionaler Bezug).
In der Dreifaltigkeitskirche in Speyer fand die zentrale Feier des Landes Rheinland-Pfalz zum Reformationstag statt (Festgottesdienst mit anschließendem Festakt). Die Redner (unter ihnen der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse) hoben dabei auch die Ambivalenz der Persönlichkeit Luthers hervor.
Als kirchenpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion gehörte ich zu den geladenen Festgästen. Mich beeindruckte besonders der ökumenische Charakter der Veranstaltung, an der auch Vertreter der katholischen und orthodoxen Kirche sowie der Mennoniten das Wort ergriffen. Ex-Bundestagspräsident Thierse erheiterte die Festgäste denn auch mit der Feststellung, dass die „Chefs“ der deutschen Katholiken und Protestanten – Kardinal Reinhard Marx und Bischof Heinrich Bedford-Strohm – in letzte Zeit fast schon wie Zwillinge aufträten.