Wer eine der zahllosen TV-Talkshows verfolgt, in denen vehement über die Defizite in der Umsetzung von Frauenrechten Klage geführt wird, der verliert vielleicht den Blick auf weit gravierendere Probleme von Frauen – Probleme, derentwegen sie Zuflucht in einem Frauenhaus suchen (müssen).
Silvia Bürger (im Bild links) und Ute Brommer (im Bild rechts) vom Frauenhaus Speyer berichteten mir bei ihrem heutigen Besuch von den Nöten der Frauen, die sich hilfesuchend an sie wenden. Hinter dem Schlagwort von „Gewalt gegen Frauen“ verstecken sich ganz unterschiedliche Formen der Gewaltausübung:
• körperliche und/oder seelische Misshandlung
• sexuelle Gewalt
• Beleidigungen und/oder Demütigungen
• soziale Isolation
• Kontrolle über die Lebensgestaltung.
Da sich diese Gewaltausübung im häuslichen Bereich abspielt, suchen die betroffenen Frauen Zuflucht in einem anderen Umfeld. Oft genug müssen die betroffenen Frauen auch versuchen, ihre Kinder aus dem gewalttätigen häuslichen Umfeld zu befreien. Dies kann zum Beispiel in einer anonymen Wohnung gelingen. Das Anbieten einer solchen Wohnung ist aber nur ein Teil der Arbeit der Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Speyer. Mindestens ebenso wichtig ist die psychologische Betreuung der betroffenen Frauen, um sie wieder zu stabilisieren. Rechtsberatung und Hilfe bei Behördengängen sind weitere Elemente ihrer Arbeit.
Meine Besucherinnen lenkten meine Aufmerksamkeit noch auf einen Aspekt, der mir bis dato nicht bewusst war: in zunehmendem Maße wenden sich Frauen aus anderen Kulturkreisen an die Frauenhäuser. Sie erwarten sich zum Beispiel Hilfe bei einer drohenden Zwangsverheiratung.
2014 konnte das Frauenhaus Speyer eine Bilanz von 25 Jahren Hilfe für Betroffene Ziehen. In dieser Zeit fanden dort 1.234 Frauen und 992 Kinder Zuflucht.