Niersteins Bürgermeister verkündete jüngst im SWR, sie seien in seiner Stadt „erfunden“ worden – die Weinbergsfahrten. Fakt ist, dass in praktisch allen Weinbauregionen solche Fahrten von Winzerbetrieben für Gruppen Interessierter angeboten werden. Und so ziehen denn die Traktoren mehr oder minder originelle Wagen durch die Weinberge. An Bord genießt das Publikum neben der tollen Aussicht und Fachinformationen auch „Weck, Worscht und Woi“.
Nicht jeder zollt diesem Treiben uneingeschränkten Beifall. Wenn eine solche Fahrt zur bloßen „Sauftour“ verkommt, mehren sich die unangenehmen Begleiterscheinungen. Und damit ist nicht nur der Lärm gemeint. Vermüllung der Landschaft gehört leider ebenso dazu wie „Wildpinkeln“ und unkontrolliertes Verrichten der Notdurft in den Ortschaften.
Mit einem Erlass versucht das rheinland-pfälzische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtshaft und Weinbau nun diesen Wildwuchs einzudämmen. Prompt war die Rede von Überregulierung. Die „Rheinzeitung“ sprach gar von einer „Spaßbremse im fröhlichen Weinberg“.
Auch im Landkreis Mainz-Bingen erhitzt das Thema die Gemüter. Landrätin Dorothea Schäfer lud daher Vertreter von Politik und Weinbau zu einem „Winzertreffen“ am 4. September.
Mein Vorschlag: Schaffung eines Gütesiegels für die Winzerbetriebe, die ihre Weinbergsfahrten in einer Art und Weise durchführen, die einer Kulturlandschaft gerecht wird. Ich kenne genügend Betriebe, die genau dies seit Jahren tun!