Der Antisemitismus hat in Deutschland eine lange Tradition. Der große Reformator Martin Luther war davon nicht frei. Und auch nicht unser „Dichterfürst“ Goethe. Und auch Pogrome gab es in unserem Land nicht erst unter den Nationalsozialisten. Zu allen Zeiten gab es offenbar in weiten Kreisen der Bevölkerung Vorbehalte gegen die jüdische Bevölkerung, die sich schnell in Gewaltaktionen gegen sie entluden.
Was die Gründe für diese Vorbehalte angeht, so hielt wohl niemand den nichtjüdischen Deutschen so treffend den Spiegel vor wie Friedrich Hollaender, der zur Musik von Georges Bizets Carmen das Couplet „An allem sind die Juden schuld“ schrieb. Es wurde im September 1931 im Berliner Kabarett „Tingel-Tangel“ uraufgeführt. Alles Geschichte?
Wohl kaum – denn sonst hätte Rheinland-Pfalz keine Veranlassung gehabt, als erstes Bundesland einen Antisemitismus-Beauftragten zu bestellen. Mit ihm traf ich mich heute zu einem längeren Gespräch. Und Dieter Burgard konnte aus seiner Tätigkeit zahllose Beispiele dafür bringen, dass es auch in unserer Gesellschaft zu Angriffen auf jüdische Mitbürger kommt. Und diese beschränken sich beileibe nicht auf verbale Angriffe in den sozialen Medien.