Es war zwar nur eine kurze Episode in der Geschichte der parlamentarischen Demokratie in Deutschland – doch ihre Spuren sind immer noch sichtbar. Die Rede ist von der Mainzer Republik (1792/93). Sie wurde am 18. März 1793 vom Balkon des Deutschhauses als erste Republik auf deutschem Boden ausgerufen. Das Deutschhaus wurde mit Gründung des Landes Rheinland-Pfalz nach einem kurzen Provisorium in Koblenz würdiges Ambiente für die Sitzungen des Landtages des neuen Bundeslandes. Am 18. März 2013 wurde der Platz vor diesem geschichts-trächtigen Ort offiziell in „Platz der Mainzer Republik“ umbenannt.
Heute stellte Prof. Dr. Michael Matheus ein Buch vor, das die unterschiedlichen Facetten der neun Monate der „Mainzer Republik“ beleuchtet, die so hoffnungsvoll mit einem breiten öffentlichen Diskurs über Freiheit und Bürgerrechte begann – bevor sie durch Repressalien gegen Andersdenkende zunehmend an Rückhalt verlor. Als Ort der Buchvorstellung war – welcher Ort hätte besser passen können? – der Plenarsaal des rheinland-pfälzischen Landtags gewählt worden. Der befindet sich in dieser Legislaturperiode momentan noch in der Steinhalle des Landesmuseums. Erst im nächsten Jahr kehren die Abgeordneten an die mit großem Aufwand renovierte Stätte zurück, die maßgeblich für die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland war.
Demokratie braucht solche lebendigen Erinnerungsorte, wenn sie als Staatsform von Dauer sein will.