In ihrem Lied „Ich hab so Heimweh nach dem Kurfürstendamm“ beschreibt Hildegard Knef in einer Zeile so „Berliner Tempo, Betrieb und Tamtam!“. Das war der Zustand, als die Stadt noch geteilt war. Heute gilt diese Charakterisierung noch weit mehr. Auch die rheinland-pfälzische Landesvertretung bot beim Sommerfest mit rund 2.500 Gästen sicher keine Oase der Ruhe. Gibt es eine solche überhaupt in der Hauptstadt? Ja – es gibt sie. Und zwar an einer Stelle, wo sie die wenigsten vermuten würden. Im Brandenburger Tor!
1993 konstituierte sich in der nunmehr wiedervereinigten Stadt ein Initiativkreis, der einen „Raum der Stille“ einrichten wollte. Vorbild war ein Raum, den 1954 Dag Hammerskjöld, der damalige UNO-Generalsekretär, am Sitz der Vereinten Nationen in New York für die Mitarbeiter als Meditationsraum schuf. Am 27. Oktober 1994 wurde das Berliner Pendant eines solchen Raums im Brandenburger Tor eröffnet. Es ist ein schlichter Raum, dessen Lage an der ehemaligen Trennlinie zweier sich feindlich gegenüberstehender Systeme zusätzlichen Symbolcharakter hat. Die ursprüngliche Symbolik als Ort der Stille kommt in dem von P. Franz Prentke geschaffenen Relief klar zum Ausdruck.
Schirmherrin der Initiative zur Einrichtung dieses ungewöhnlichen Raumes war damals übrigens die Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses. Warum ich das erwähne? Nun – bei besagter Person handelt es sich um Hanna-Renate Laurien. Und die ist für Rheinland-Pfälzer keine Unbekannte. Schließlich war sie vor ihrem Weggang nach Berlin von 1976 bis 1981 Kultusministerin unseres Bundeslandes. Und während dieser Jahre wohnte sie in Nackenheim – wo ich bis zu meinem Eintritt in den Landtag Schulleiterin war.
Mein heutiger Besuch im „Raum der Stille“ hier in Berlin hatte von daher auch eine gewisse symbolhafte Bedeutung.