Für mich als evangelische Christin ist die Teilnahme an einem Pontifikalamt im Hohen Dom zu Mainz nichts Alltägliches. Nicht alltäglich war auch der Anlass – nämlich die Eröffnung der „Diaspora-Aktion 2019“. Sie steht unter dem Motto „Werde Glaubensstifter!“ und hat in diesem Jahr insbesondere die Katholiken im Fokus, die in Regionen leben, in denen sie eine religiöse Minderheit darstellen. Dies gilt zum Beispiel für Nordeuropa. Daher wirkten neben dem „Hausherrn“ Bischof Dr. Peter Kohlgraf auch zahlreiche Bischöfe aus den nordischen Ländern beim Zelebrieren des Pontifikalamts mit.
Ganz im Sinne der Tradition wurden die Zelebranten bei ihrem Ein- und Auszug von den „Dom-Schweizern“ angeführt. Dass bei der musikalischen Gestaltung neben Domorganist, Domchor und Dombläsern auch das Ensemble „Patchwork“ mit Liedtexten unserer Zeit zu hören war, empfand ich als Signal für die Öffnung der katholischen Kirche gegenüber einer Gesellschaft, die nach Werteorientierung sucht.
Und als im Rahmen der Fürbitten mit Gabengang junge Gläubige ein Kreuz aus Stacheldraht von der ehemaligen innerdeutschen Grenze zur Erinnerung an den Fall der Mauer vor 30 Jahren darbrachten, war Kirche plötzlich hochaktuell.