Im Alpenvorland lernte ich schon vor Jahren eine originelle Form des Protests in der Agrarwirtschaft kennen. An ihren Höfen warben Milchbauern mit Aufstellern in Form einer schwarz-rot-goldenen Kuh für faire und auskömmliche Milchpreise. Seit einiger Zeit ist auch bei uns eine andere auffällige Form des Protests von Landwirten und Bauern zu sehen. Mit grünen Kreuzen, die sie gut sichtbar für Autofahrer und Spaziergänger in ihren Wingerten und Obstgärten oder auf ihren Feldern aufgestellt haben, wehren sie sich gegen die Verunglimpfung ihres Berufsstands in der öffentlichen Diskussion als „Naturzerstörer“.
Leider zeugt die Argumentation vieler dieser Gut-Menschen, die Tierhalter und Landwirte so wortreich an den Pranger stellen, von wenig Sachkenntnis. Man sieht sich selbst lieber auf der Seite der Guten – und die Agrarbranche eben auf der Seite der Bösen, die ihrem Profitstreben Tierwohl und Umwelt bereitwillig opfern.
Eine sehr bequeme Haltung – frei nach dem Motto „Was interessieren mich Fakten, wenn ich eine Meinung habe!“. Leider ist dies alles gar nichts Neues. Schon vor Jahrzehnten bediente ein Büttenredner der Mainzer Fassenacht das Klischee vom Bauern, der nur so im Geld schwimmt, mit dem Vers „Kauft nur bei deutsche Bauersleit´- sonst macht Mercedes Kurzarbeit!“.
Mein Rat an alle agrarfernen Eiferer: „Erst informieren – dann rebellieren!“. Sonst blamiert man sich am Ende noch – wie jener Schüler, der sich bei mir über „Ungeziefer“ im Salat des Schulmensa-Essens beschwerte. Das „corpus delicti“, das er mir zum Beweis demonstrierte, stellte sich als Lauch-Röllchen heraus.