Seit 1952 hat der Volkstrauertag einen festen Platz im deutschen Kalender, Zwei Sonntage vor dem 1. Advent gedenken wir der Toten der beiden Weltkriege. Diesem Gedenken hat sich der „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ verschrieben. Die heutige Landesfeier dieses Gedenktags fand in der Binger Basilika Sankt Martin statt. Zusammen mit meinem Mann war ich der Einladung gefolgt.
In einem würdevollen Rahmen ging der ökumenische Gottesdienst über in die Feierstunde zum 100jährigen Bestehen des Volksbundes. In den Redebeiträgen wurde auch gefragt: „Brauchen wir denn heute überhaupt noch einen solchen Gedenktag?“.Die Antwort war ein eindeutiges „Ja“. Und die Begründungen reichten weit über das vordergründige „Damit so etwas nie wieder geschieht“ hinaus. Bingens Oberbürgermeister Thomas Feser formulierte generell „Zukunft braucht Erinnerung“. EU-Kommissar Guenther Oettinger hob in seiner Rede die Bereitschaft der einstigen Kriegsgegner zur Versöhnung mit Deutschland hervor, die letztlich die Basis für ein Europa des Friedens schuf. Dieser Frieden sei vielleicht der größte „Exportschlager“ Europas.
Dass auch junge Menschen sich von einem so verstandenen Gedenktag angesprochen fühlen, stellten Schüler*innen der Rochus-Realschule Plus in einem beeindruckenden Beitrag unter Beweis, in dem sie ihre Eindrücke von einem Besuch auf den ehemaligen Schlachtfeldern von Verdun verarbeitet hatten.
Dass zum Abschluss der Veranstaltung nach dem „Lied vom guten Kameraden“ und der Nationalhymne die von Beethoven vertonte „Ode an die Freude“ als „Europahymne“ erklang, war auch ein politisches Statement.