Schon zu allen Zeiten gab es Menschen, die ihr ganz persönliches Liebesglück nicht in der klassischen Zweier-Beziehung von Mann und Frau sahen. Sie sehen dies eher in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung erreicht. Doch lange Zeit schien die Gesellschaft nicht bereit, diesen ganz persönlichen Lebensentwurf zu akzeptieren. Lesben und Schwule mussten leiden – wie es im „Lila Lied“ heißt. Und dieses Leiden begann in Deutschland damit, dass Homosexualität unter Strafe gestellt wurde (§ 175). Im Dritten Reich wurden Homosexuelle gar ins KZ geschickt, wo sie an ihrer Kleidung einen rosa Wimpel tragen mussten. Doch wer nun geglaubt hatte, dass die Stigmatisierung dieser Menschen mit dem Ende der NS-Diktatur auch ihr Ende gefunden hätte, der sah sich getäuscht. Auch in der Bundesrepublik Deutschland galt weiterhin der unsägliche § 175. Erst 1994 wurde er ersatzlos aus dem Strafgesetzbuch gestrichen
Am heutigen Holocaust-Gedenktag wird in Rheinland-Pfalz auch an das Unrecht erinnert, das man dieser Opfergruppe angetan hat. Aber bedeutet das auch, dass Lesben und Schwule das erreicht haben, wovon sie – so der Text des „Lila Liedes“ – geträumt hatten? Sind sie mittlerweile „gelitten“? In der Mainzer Allgemeinen Zeitung erschien heute ein Interview mit Landtagspräsident Hendrik Hering, in dem dieser mahnende Worte findet. Ihn beunruhigen offensichtlich nach wie vor bestehende Tendenzen zur Ausgrenzung derer, die „anders“ sind.
Leider kann ich heute wegen anderweitiger terminlicher Verpflichtungen nicht an der Gedenkfeier des Landtags im ehemaligen KZ Osthofen teilnehmen. Aber ich beteilige mich an einer Veranstaltung am 6. Februar im Weiterbildungszentrum (WBZ) in Ingelheim, bei der der 1919 entstandene Film „Anders als die Andern“ gezeigt wird. Anschließend wird die Frage diskutiert, wie „gleich“ diese „Andern“ in unserer heutigen Gesellschaft wirklich sind.
Ich würde mich freuen, wenn Sie zu dieser Veranstaltung (Beginn: 19 Uhr) kommen würden. Näheres finden Sie bei der Friedrich Naumann Stiftung.