Mittlerweile haben wir uns schon fast daran gewöhnt, dass die TV-Nachrichten von den „üblichen“ Meldungen zur Corona-Pandemie dominiert werden. Die Bilder von der kreativen Gestaltung des „Zwangsaufenthalts“ in den eigenen vier Wänden sollen zeigen, wie man auch damit klarkommen kann. Doch es gibt auch Aspekte, die weniger Mut machen.
Die Träger von Frauenhäusern und Frauennotrufen hatten bereits frühzeitig gewarnt, dass es in der Folge dieser Situation zu einem Anstieg der Fälle von häuslicher Gewalt kommen werde. Häusliche Gewalt ist ein Phänomen, das nicht erst seit der Corona-Krise relevant ist. Konkrete Zahlen liefert die jährliche Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS). Kurz vor Weihnachten letzten Jahres beantwortete Frauenministerin Anne Spiegel meine Kleine Anfrage mit sehr aufschlussreichen Angaben zu diesem Problem, das im Behörden-Deutsch als „Gewalt in engen sozialen Beziehungen“ (GesB) erfasst wird. Für 2018 wurden 8.434 Menschen Opfer solcher Taten – davon waren rund 80 % weiblichen Geschlechts.
Aus zahlreichen Gesprächen im Rahmen meiner Abgeordnetentätigkeit weiß ich, dass gerade die Frauenhäuser bereits lange vor der Corona-Krise mit ihrer Aufnahmekapazität „am Anschlag“ waren. Aus den heutigen Nachrichten konnte ich entnehmen, dass das Frauenministerium im Norden unseres Bundeslandes weitere Plätze schaffen konnte. Dieses Hilfsangebot wird sicher nicht über mangelnde Nachfrage klagen müssen – leider.