Kulturveränderung

Bischofsstab (Bild: pixabay)
Bischofsstab (Bild: pixabay)

Als ich im September 2016 als einer der Ehrengäste aus der Politik an der Weihe von Dr. Georg Bätzing zum neuen Bischof von Limburg teilnahm, war ich erst einmal neugierig. Als evangelische Christin war mir vieles am Procedere einer Bischofsweihe neu. Und natürlich hatte ich die Berichterstattung um seinen Amtsvorgänger – den Skandalbischof Tebartz-van Elst – mit ungläubigem Staunen verfolgt. Und da die Kirchen zum Kerngebiet meiner parlamentarischen Arbeit im Landtag gehören, verfolgte ich natürlich auch die Berichte über die Aufarbeitung der Fälle von sexuellem Missbrauch durch katholische Priester aufmerksam.

Als ich – damals noch als Mitglied der FDP-Landtagsfraktion – in einem Landtagsausschuss die Frage stellte, ob denn das Beamtenrecht im Fall von sexuell übergriffig gewordenen Lehrkräften genügend Möglichkeiten einer angemessenen Sanktionierung dieses Fehlverhaltens bietet, löste ich damit bei einigen einen Sturm der Entrüstung aus, der in meinem Ausschluss aus der Fraktion gipfelte.

 

Vielleicht täten diejenigen, die so reagierten, gut daran, sich an dem zu orientieren, was Bischof Bätzing gerade im Bistum Limburg tut. In seiner Diözese geht man nun einen konsequenten Weg, der die Opfer und deren Anspruch auf Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellt – und nicht die Täter und deren vermeintlichen Anspruch auf Weiterbeschäftigung. Bischof Bätzing bezeichnet dies vorsichtig als „Kulturveränderung“. Und dass er sich dabei der Hilfe einer Anwältin bedient, die bereits eine wesentliche Rolle bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle an der Odenwald-Schule spielte, zeigt mir, dass mein Gefühl, dass es gewisse Parallelen zwischen Missbrauch im schulischen und kirchlichen Bereich gibt, nicht ganz falsch sein kann.

Vielleicht findet ja doch noch eine „Kulturveränderung“ im Umgang mit sexuell übergriffig gewordenen verbeamteten Lehrkräften statt – damit diese mehr befürchten müssen als bloß eine Versetzung von A nach B …