Im Sitzungssaal des Kreistags Mainz-Bingen wurde heute ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlicher Dokumentarfilm gezeigt: „Männersache“. Gedreht hat ihn Anita Leyh. Er zeigt, wie in einem Dorf im Weimarer Land die unterschiedlichen Welten der thüringischen Bevölkerung und männlicher syrischer Flüchtlinge aufeinandertreffen. Im Mittelpunkt steht dabei der Versuch der Protagonisten, die Kultur des jeweils „Anderen“ zu ergründen und zu verstehen. Dass dies nicht ohne Probleme gelingt, versteht sich von selbst.
Der Fokus des Films liegt dabei auf der Sichtweise der Männer – daher auch der Titel des Films. Und wenn dabei ein knorriger Thüringer sich von einem syrischen Flüchtling die Haare schneiden und den Bart stutzen lässt, schaut man gespannt zu, was dabei herauskommt – besonders wenn der Syrer gesteht, dass er eigentlich gelernter Fliesenleger sei. Die Botschaft des Films: das Miteinander kann gelingen, wenn man bereit ist, sich auf die Eigenheiten der jeweils anderen Kultur einzulassen.
Im Anschluss an den Film kam es zum Meinungsaustauch der Anwesenden mit Anita Leyh. Schnell stellte sich heraus, dass gerade Frauen im Publikum meinten, muslimische Männer ließen es ihnen gegenüber an Respekt mangeln und würden sogar übergriffig. Das fehlende Akzeptieren der Gleichberechtigung von Mann und Frau erschwere auch gutgemeinte Integrationsversuche.
Ich rechne es der Filmemacherin hoch an, dass sie sanft aber bestimmt klar machte, dass negative Einzelerlebnisse ebenso wenig wie Klischees hilfreich bei der Integration der Menschen seien, die ihre Heimat verlassen mussten. Dass diese nicht von heute auf morgen ihre gewohnten Traditionen über Bord werfen könnten, sollte uns allen klar sein. Und aus dem Publikum kam auch der Hinweis, dass ja in unserem Land die Gleichberechtigung nicht gerade über eine lange Tradition verfüge und sie nach wie vor im Alltag alles andere als selbstverständlich sei …