Was geschah in dieser Villa?

Bild: privat
Bild: privat

Heute standen wir im Rahmen einer von mir geleiteten historisch-politischen Zeit-reise vor dieser schmucken Villa am Wannsee. Sie war vom Vorbesitzer, der wegen dubioser Geldgeschäfte im Gefängnis saß, 1941 an eine SS-Stiftung verkauft worden. Sie nutzte das idyllisch gelegene Objekt als Gästehaus. Dort fand am 20. Januar 1941 das Treffen statt, das als „Wannseekonferenz“ traurige Bekanntheit erlangte. Heute ist es eine Bildungs- und Gedenkstätte.

Hier geleitete uns Giulia Ross durch die Räume, in denen versucht wird, mit modernen pädagogischen Ansätzen das greifbar zu machen, was als „Endlösung der Judenfrage“ bezeichnet wird. Frau Ross machte gleich zu Beginn klar, dass ein Treffen, das nur 90 Minuten dauerte, nicht als Konferenz anzusehen sei. Vielmehr handelte es sich um eine reine Arbeitsbesprechung, an der nicht die Spitzen des NS-Staates teilnahmen – sondern Vertreter der mit der „Optimierung“ des perfiden Vorhabens beauftragten Ebene. Überdies habe die Vernichtung der Juden schon lange vor diesem Treffen begonnen. Ein Papier, das bei dem Treffen als Besprechungsgrundlage diente, schätzte die jüdische Bevölkerung in den Gebieten, die bereits unter NS-Herrschaft standen oder deren Eroberung beabsichtigt war, auf etwa 11 Millionen Menschen.

 

Es ist ein Zufall der Geschichte, dass eine Kopie des Protokolls dieses Treffens in die Hände der Sieger des Zweiten Weltkriegs fiel. Es ist aber auch eine bedrückende Erkenntnis, dass nicht alle Teilnehmer dieses Treffens später ihrer gerechten Strafe zugeführt wurden, wie dies im Falle Adolf Eichmanns geschah. Einige wurden später sogar als „minderbelastet“ eingestuft …