Aktuelles zum Thema Wissenschaft, Weiterbildung & Kultur
So
24
Nov
2024
„Pini di Roma“
Die Ingelheimer „kING“ gehört zu den Spielstätten, in denen das Sinfonie-orchester Rhein-Main (SORhM) eindrucksvoll demonstriert, zu welchen musika-lischen Höchstleistungen engagierte Laien fähig sind. Und auch heute waren mein Mann und ich wieder restlos begeistert von dem Programm, das ganz dem Land Italien gewidmet war. Dirigent Christian Ferel führte gekonnt in das Anliegen der Komponisten ein, die sich von dem „Land, wo die Zitronen blüh´n“ hatten inspirieren lassen.
Di
12
Nov
2024
Wider das Vergessen
Im Großen Saal des Ingelheimer Weiterbildungszentrums (WBZ) war es mucks-mäuschenstill, als Henriette Kretz (Jahrgang 1934) aus ihrer Jugendzeit berichtete. Die Zeitzeugin hatte viel zu berichten. Als Kind jüdischer Eltern in Galizien geboren war sie spätestens mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen 1939 stets in akuter Lebensgefahr, ständig der Bedrohung durch Polen, Ukrainer, Russen und Deutsche ausgesetzt. Warum durfte sie nicht einfach Kind sein? Wieso war sie als jüdisches Kind „minderwertig“?
So
03
Nov
2024
Musik gegen das Vergessen
In der Ingelheimer Burgkirche gaben heute Meike Salzmann und Ulrich Lehna ein in vielerlei Hinsicht ungewöhnliches Konzert. Mit Konzertakkordeon und Klarinetten erweckten sie die Musik zum Leben, die Edith Piaf (1915 – 1963), der „Spatz von Paris“ berühmt gemacht hatte. Einige dieser Lieder hatte ihr Konzertpianist Norbert Ganzberger (1910 – 2001) komponiert – so das bekannte „Padam, padam“. Ganzberger war Jude und musste in der Zeit der Nazi-Diktatur nach Frankreich fliehen und dort untertauchen. Piaf unter-stützte ihn.
So war das heutige Konzert auch ein musikalisches Zeichen gegen das Vergessen und eine Mahnung zur Wachsamkeit gegen jedwede Form von Ausgrenzung und Hass. Die Wirkung dieses Zeichens ist vielleicht nachhaltiger als die so mancher Gedenkrede zum Jahrestag der „Reichskristallnacht“ …
So
27
Okt
2024
„Musik und Wein“
Unter diesem Motto konnte das Publikum im Ingelheimer Winzerkeller ein nicht alltägliches Konzert genießen. Ettore Pellegrino (Violine) und Gianluca Persichetti (Gitarre) begeisterten in drei Programmblöcken mit aus dem ibero-amerikanischen Raum. Winzer Jürgen Mett hatte zu jedem dieser Blöcke, die jeweils durch eine charakteristische musikalische Grundstimmung geprägt waren, den dazu passenden Wein ausgewählt. So korrespondierte ein spritziger Riesling mit der Musik Paganinis, ein Gelber Muskateller mit den Kompositionen von Sarasate, Villa-Lobos und Baden Powell oder ein Rotwein mit leichter Pfeffernote mit den Tangos von Astor Piazzolla.
Ich bin schon gespannt auf die nächste Auflage dieses ebenso ungewöhnlichen wie genussreichen musikalischen Formats des Veranstalters „Villa Musica“.
Sa
12
Okt
2024
Ben Becker in der „kING“
Die Ränge in der Ingelheimer „kING“ waren fast bis auf den letzten Platz besetzt. Die Bühne war durch einen schweren Vorhang verhüllt. Alle warteten gespannt auf ihn – Schauspieler und „Multitalent“ Ben Becker. Doch was war das? Es roch deutlich nach Zigarettenrauch. In der Halle herrscht doch absolutes Rauchverbot. Nicht für den, der sie alle zu einer Lesung in die Halle gelockt hatte. Er hatte darauf bestanden, dass die brennende Zigarette für ihn einfach dazugehört – ebenso wie der Bühnenvorhang. Allüren eines Exzentrikers?
Mitnichten!
„Im Exil – Ben Becker liest Joseph Roth“ lautete das Programm. Und bei dem, was dann kam, erlebte ich eine Hommage an den österreichisch-ungarischen Juden Joseph Roth (1894 – 1939), in der Becker mit hoher Authentizität brillierte. Sei es im ersten Teil, in dem er aus dessen „Legende vom heiligen Trinker“ las – oder im zweiten Teil, in dem er aus den Erinnerungen des Regisseurs Geza von Cziffra an Roth zitierte. Vor dem geistigen Auge der Zuhörer entstand so ein Bild jener Epoche zwischen dem Ende des Kaiserreichs und dem Beginn des Dritten Reichs, in der nicht nur jüdische Kulturschaffende ihrer Heimat beraubt wurden.
„Nie wieder!“ möchte man sagen. Und doch sind solche Schicksale auch heute wieder vorstellbar – leider!
Fr
16
Aug
2024
Bedrückende Authentizität
Heute führte uns unsere historisch-politische Zeitreise zur „Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikow-straße Potsdam“. Wo bis 1945 der Sitz der Evangelischen Frauenhilfe gewesen war, richteten die Sowjets nach dem Krieg ein Untersuchungsgefängnis der Militärspionageabwehr ein. Dieses war eingebettet in den strengstens abgeschirmten Komplex des „Militärstädtchens Nr. 7“ – aufgrund seiner Lage ein idealer Standort für einen vorgeschobenen Posten der Sowjets im Kalten Krieg. Bis 1991 (!) dienten die Räume als Gefängnis. Seit 2008 wird dort dieses Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte erlebbar gemacht.
Bereits der Gang durch die Räume vermittelt einen beklemmenden Eindruck. An einzelnen audiovisuellen Stationen sind Zeitzeugenschilderungen ehemaliger Häftlinge abrufbar. Und Katharina Gräb, die uns auf unserem Rundgang begleitete, berichtete uns von ihrer persönlichen Forschungsarbeit zu diesem Thema.
Für alle, denen daran gelegen ist, dass in unserem Land niemals wieder Menschen das Sagen haben, die Andersdenkende mit allen Mitteln ausgrenzen und bekämpfen wollen, ist ein solcher Besuch eine Herzensangelegenheit.
Do
15
Aug
2024
Wider das Vergessen
Als Sozialkundelehrerin war es stets mein Ziel gewesen, den Unterricht möglichst praxis- und aktualitätsbezogen zu gestalten. So auch in einer Unterrichtsreihe „Von der Teilung zur Wiedervereinigung“. Denn ich hatte das ungute Gefühl, dass diese Epoche unserer jüngeren Vergangenheit weder in den Lehrplänen für Geschichte noch für Sozialkunde genügend Berücksichtigung fand.
Als ich heute im Rahmen einer politisch-historischen Studienfahrt für Erwachsene auf der Glienicker Brücke zwischen Potsdam und Berlin den Erläuterungen unseres Referenten Jean-Baptiste Schöneberger lauschte, kam dieses ungute Gefühl wieder hoch. Doch dieses Mal betraf es nicht den schulischen Bereich. Unser Referent beklagte, dass in der aktuellen politischen Bildungsarbeit von den Regierenden offenbar anderen Bereichen höhere Priorität eingeräumt werde.
Wer unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung ernsthaft gegen autoritäre Bestrebungen von links wie rechts verteidigen will, darf nicht solche falschen Zeichen setzen
Mi
14
Aug
2024
Folgenreiche Konferenz
In diesem Schloss mit seinem eigenartigen Stilmix tagte im Sommer 1945 die Teilnehmer der „Potsdamer Konferenz“. Sie beschlossen endgültig, was schon vorher angedacht war – die Teilung des besiegten Hitler-Deutschlands.
Natürlich wollte ich mit meiner Reise-gruppe im Rahmen unserer historisch-politischen Zeitreise diesen geschichts-trächtigen Ort aufsuchen, der zugleich den Beginn des „Kalten Krieges“ markiert. Bei früheren Aufenthalten hatte uns noch ein Guide wertvolle Hintergrundinformationen gegeben. Doch heute muss man mit einer App vorlieb-nehmen, die man sich vor Ort erst noch herunterladen muss.
Für eine Einrichtung, der 2011 das „Europäische Kulturerbe-Siegel“ verliehen wurde und die sich als Teil des „Netzwerks Eiserner Vorhang“ sieht, finde ich das einfach nur beschämend!
Mi
14
Aug
2024
Was geschah in dieser Villa?
Heute standen wir im Rahmen einer von mir geleiteten historisch-politischen Zeit-reise vor dieser schmucken Villa am Wannsee. Sie war vom Vorbesitzer, der wegen dubioser Geldgeschäfte im Gefängnis saß, 1941 an eine SS-Stiftung verkauft worden. Sie nutzte das idyllisch gelegene Objekt als Gästehaus. Dort fand am 20. Januar 1941 das Treffen statt, das als „Wannseekonferenz“ traurige Bekanntheit erlangte. Heute ist es eine Bildungs- und Gedenkstätte.
Do
25
Jul
2024
Morgen, ihr Luschen …
Wer – wie wir – seinen Ostfriesland-Urlaub nutzt, um mehr über Land und Leute zu erfahren, kann sich getrost Holger Müller anvertrauen. Bekannt wurde der Comedian durch seine Paraderolle des „Ausbilders Schmidt“ mit dem markigen Gruß „Morgen, ihr Luschen“.
Der gebürtige Idar-Obersteiner (!) betreibt im ostfriesischen Pilsum mit seinem privaten Theater „Sehr kleines Haus“ (57 Plätze) ein wahres Schmuckkästchen. Sein Publikum erfährt dort auf ungewöhnliche Art eine Menge über das, was Land und Leute hinterm Deich so speziell macht. Und als Zugabe schlüpft er dann noch einmal in seine Paraderolle.
Man muss also nicht unbedingt gebürtiger Ostfriese sein, um als Botschafter des nordwestlichsten Zipfel Deutschlands zu wirken …